Fanfiction als Schreib- und Lesepraxis gibt es schon lange: Mit den Sherlock Holmes-Geschichten in den 1930er Jahren oder zu Star Trek in den 1960er bildeten sich Fangemeinden heraus, die ihre eigenen Geschichten verfassten und in Fanzines teilten. Heute ist Fanfiction zu einem weltweiten Phänomen geworden: Hundertausende von Fanautor:innen schreiben und teilen Geschichten mit neuen, fortgesetzten oder alternativen Handlungen zu populärkulturellen Vorlagen aus Büchern, Filmen, Mangas, digitalen Spielen oder mit Bezug zu Prominenten.
Fanfiction bietet im deutschsprachigen Raum bislang ungenutzte Chancen für die Literatur-, Medien- und Schreibdidaktik: Alle Schüler:innen sind Fans eines medialen Angebots und bringen oftmals große Expertise dazu mit. Bekanntlich aber sind die wenigsten zum (schulischen) Schreiben zu motivieren. Das Potenzial von Fanfiction gilt daher nicht zuletzt auch für bildungsbenachteiligte Lernende, denn fankulturelle Wege werden als Bildungswege eingeschätzt.
Mit unserem Projekt wollen wir gemeinsam erkunden, ob und wie Fanfiction Teil des Deutschunterrichts werden kann, der Schüler:innen an deren medialen Vorerfahrungen abholt und zum literarischen Lesen und Schreiben in der Community ermutigt.
Unser Angebot umfasste einen Workshop am Fr, 15.11.2024 für Lehrer:innen weiterführender schulen im Literaturhaus Stuttgart, in dem Expert:innen in die kulturelle Praxis der Fanfiction einführen. Vorgestellt wurden didaktische Settings und Unterrichtsmaterialien, die mit allen Beteiligten diskutiert und zur Verfügung gestellt werden.
Zum Stuttgarter Team gehören: Prof. Dr. Ina Brendel-Kepser (PH Karlsruhe), Dr. Sophie G. Einwächter (Philipps-Universität Marburg), Ulrike Wörner (Dozentin für erzählendes Schreiben), Tilman Rau (Dozent für journalistisches Schreiben), Romina Nikolić (Fan-Autorin und Lyrikerin) und Will Nellen (Fan-Autor).
Das Projekt findet parallel auch in Bremen, in Kooperation mit dem LiS statt. Veantwortlich ist dort Prof. Dr. Matthis Kepser.
Um den Praxistransfer in den Unterricht zu begleiten, wird es in 2025 zwei Online-Termine für Austausch und Feedback geben. Ein Fanfiction-Festival-Tag im Literaturhaus am Schuljahresende 2025 soll das Projekt für die beteiligten Lehrkräfte und ihre Schulklassen abschließen.
Ein Projekt von: PH Karlsruhe – Universität Bremen – Literaturhaus Stuttgart
Mit freundlicher Unterstützung durch den Klett/Kallmeyer-Friedrich-Verlag
Gefördert durch die PwC-Stiftung