Mit einer humorvollen Begrüßung – „Asterix oder Manga? Hund oder Katze? Pizza oder Döner?“ – startete die Fanfiction-Werkstatt von Ulrike Wörner und Romina Nikolić am 08.10.2025 an der PH Karlsruhe. Hinzu kamen Erinnerungen an erste Fanfictionversuche von Ulrike Wörner, die in ihrer Kindheit ein Buch über Pumuckl geschrieben und illustriert hatte.
Schon dieser Einstieg machte klar: Es soll um Lieblingswelten, Kreativität und Freude am Geschichtenerzählen gehen. Der Workshop, ein Angebot im Rahmen des von der PwC-Stiftung geförderten Projekts Fandom und Bildung, bot daher Einblicke in die Kunst, bekannte Figuren in neue Situationen zu versetzen und eigene Geschichten zu den vertrauten Welten der Lieblingsmedien zu entwickeln.
Nach einem kurzen Austausch über eigene Fandoms – von Fußball über Wilde Hühner bis Grey’s Anatomy – arbeiteten die Teilnehmer:innen an ihrer ersten Schreibaufgabe: ein kurzes Drabble (100 Wörter) mit einer Figur aus dem eigenen Fandom in ungewohnter Situation zu schreiben, z.B. „Darth Vader geht einen Blumenstrauß kaufen“. Der Vorgabe entsprechend entstanden Texte mit originellen Szenen wie Sheldon Cooper erlebt seine Einschulung oder Carrie Bradshaw schreibt eine Hausarbeit im Seminar über Thomas Mann.
Im nächsten Schritt ging es um die Frage: Wie entstehen überzeugende Charaktere? Zwischen Werktreue und kreativer Abwandlung lernten die Schreibenden, wie Canon, Headcanon und kleinere oder größere Abweichungen eine Figur lebendig machen – etwa wenn Snape plötzlich fröhlich im rosa Mantel nach Hogwarts käme. Übungen wie das Plotten einer Geschichte in einem artfremden Setting oder das Erzählen aus der Perspektive einer Nebenfigur (z. B. Dobby als unzuverlässiger Erzähler) machten deutlich, wie sich bekannte Figuren neu erfinden lassen.
Anhand von Beispielen wurden klassische Fanfiction-Tropes vorgestellt – von Body Swap über Curtain Fic bis zu Aliens Make Them Do It. Auch Stimmungen wie Hurt/Comfort, Crack oder Fluff durften nicht fehlen. Dazu kamen Tipps zum Spannungsaufbau, zur Perspektivenwahl und zum zentralen Schreibprinzip: Show, don’t tell!
Zum Abschluss entwarfen alle Teilnehmenden eine längere Fanfiction im präferierten Fandom anhand einer 7-Tage-Struktur, ein bis zwei Tropes sowie Impulsen aus der Gruselwelt von Halloween. Die Ergebnisse wurden geteilt und kommentiert; sie zeigten eindrucksvoll, wie vielseitig Fanfiction sein kann – eigenwillig, humorvoll und manchmal voller überraschender Pointen.
Dass Romina Nikolić ein Fanfiction-Buch mitgebracht hatte, rief besonderes Interesse hervor. Ravage. An Infernal Hannibal Anthology (2019), ein durch Crowdfunding publizierter Sammelband aus der Fan-Community, enthält Fanfiction, Lyrik und Comics zur Fernsehserie Hannibal und Dante Alighieris Inferno-Teil der Göttlichen Komödie.
Wie war das gleich mit Crossover…? Dazu lohnt sich das Nachschlagen im Glossar einer einschlägigen Fanfiction-Plattform.
von Ina Brendel-Kepser